«In meinem neuen Film steckt viel Hass»

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Quentin Tarantino«In meinem neuen Film steckt viel Hass»

Mit «The Hateful Eight» legt Quentin Tarantino einen Brutalo-Western vor. Der Regisseur über Zensur, Rassismus und das Leben nach Hollywood.

Catharina Steiner
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Catharina Steiner

Quentin Tarantino präsentiert seinen neuen Western «The Hateful Eight» am 26. Januar in Berlin.

Herr Tarantino, glauben Sie, es gibt Leute, die Sie für einen hassenswerten Menschen halten?

Das glaube ich nicht (lacht). Aber in diesem Film stecken tatsächlich viel Hass und Wut. Aber auch Spass!

Wie gehen Sie mit Ihrer eigenen Wut um?

Ich habe diesen Film geschrieben, als ich sehr wütend war. Ich ging damals durch eine schwere Phase und hatte eine Depression. Diese Gefühle habe ich ins Drehbuch gepackt und auf alle Figuren und Situationen im Film projiziert.

Gewalt ist ein Markenzeichen Ihrer Filme. Müssen Sie sich oft selbst zensieren?

Nein, meine Figuren nehmen eine Eigendynamik an. Ich frage mich nicht, ob ich zu weit gehe mit dem, was sie machen, oder ob etwas zu krass ist und sich die Leute dann den Film nicht mehr ansehen wollen. Ich versuche, genau diese Grenzen auszuradieren.

Rassismus ist ein grosses Thema in «The Hateful Eight». Warum liegt es Ihnen so am Herzen?

Ich glaube, was ich dem Western-Genre hinzufügen kann, ist ein Dialog. Denn alle grossen Western-Regisseure haben das Thema Rassismus ganz bewusst gemieden. Eine Debatte darüber zu lancieren, das ist mein Beitrag.

Wollen Sie der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten?

Das passiert, war aber nicht meine erste Absicht. Western tendieren dazu, ihre Epochen widerzuspiegeln. Die 50er-Jahre-Western zeigen ein idealisiertes Amerika, jene aus den frühen 70er-Jahren reflektieren den Zynismus der USA, den Vietnamkrieg und Watergate.

Und wie sieht es heute aus?

Viele sagen, dass Amerika heute stärker gespalten ist als jemals zuvor. Nachdem ich mit dem Drehbuch fertig war, kam es zu den Rassenunruhen, und das schien unseren Film nur noch relevanter zu machen.

Sie haben kürzlich Polizisten als Mörder bezeichnet. Tut Ihnen diese Aussage leid?

Nein, denn in einigen Fällen war es ja Mord. Ich habe aber nicht gesagt, dass alle Cops schlecht sind. Es ging um einzelne Fälle.

Wollen Sie immer noch nach Ihrem zehnten Film Schluss mit Hollywood machen?

Ja, das ist der Plan.

Wie werden Sie sich dann die Zeit vertreiben?

Meine Arbeit hat sich in den letzten Jahren sowieso zum Literarischen hin gewandt. Ich werde Theaterstücke und Romane schreiben, vielleicht auch Bücher übers Kino. Solche Sachen eben.

«The Hateful Eight» startet am 28. Januar in den Kinos.

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