Die Bären sind wieder da. Die mutmaßlich russische Hackergruppe Fancy Bears hat Dokumente lanciert, wonach viele amerikanische Sportler vor den Olympischen Spielen in Rio medizinische Ausnahmegenehmigungen (TUE) beantragt haben. Ob alles echt ist? Im September hatten die Hacker 228 medizinische TUEs von 127 Athleten veröffentlicht, 18 davon sollen gefälscht gewesen sein. Betroffen waren Athleten wie Robert Harting, Serena und Venus Williams, Rafael Nadal und Sir Bradley Wiggings.

Gesundheitsdaten von Profisportlern kursieren seitdem für jeden sichtbar. "Peinlich", sagte der Präsident der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (Usada), Edwin Moses. Sportler können TUEs beantragen, wenn sie verbotene Mittel benötigen, um einen Wettkampf zu bestreiten, Asthmatiker etwa. Die Ausnahmegenehmigungen sind umstritten, aber erlaubt. Die Debatte über sie ist wichtig, doch sie wird auf dem Rücken der Athleten ausgetragen. Obwohl sich viele regelkonform verhalten haben, sind ihre sensiblen Patientendaten nun öffentlich.

Ist das System sicher?

Es war nicht der erste Datenklau im Sport. Schon während der Olympischen Spiele in Rio versuchten Hacker mit Phishingmails herauszufinden, wo die Whistleblowerin Julia Stepanowa wohnt. Die Einstiegsluke war die gleiche, die auch die Hacker von Fancy Bears nutzen: Adams, die Anti-Doping-Datenbank der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), in der sich Athleten registrieren, um Dopingkontrollen zu ermöglichen.

189.000 Euro investierte die Wada seitdem, um das System wieder sicher zu machen. Vielleicht könnte sie das Geld in Zukunft für etwas anderes ausgeben: Es gibt eine Alternative zu Adams, sie heißt Eves. Sie soll einfacher und sicherer sein.

Eves ist die Alternative zu Adams

Ein deutscher Sportler arbeitet mit seinem Team an Eves. "Wenn Athleten gezwungen sind, hochsensible Daten wie Aufenthaltsorte und Ausnahmegenehmigungen anzugeben, müssen diese auch im besonderen Maße geschützt werden. Ist dies nicht der Fall, verlieren die Athleten das Vertrauen in das Anti-Doping-Kontrollsystem", sagt Jonas Plass. Er lief bei den Olympischen Spielen 2012 in London über 400 Meter. Mittlerweile hat er seine Karriere beendet und investiert seine Zeit in Eves. Adam und Eva – was mit einem biblischen Namensgag begann, ist nun ein ernstzunehmendes Projekt. Trifft man Plass, merkt man, dass ihm die Athleten wichtig sind.

Eves funktioniert mit einem GPS-Wearable, den die Sportler bei sich tragen. Wie es Jogger tun, um ihre Laufstrecke zu messen. Eves aber sendet nur dann einen Aufenthaltsort, wenn der Dopingkontrolleur eine Anfrage stellt. Einmalig bekommt er den Standort des Sportlers übermittelt. Dann kann er zu ihm fahren und Urin oder Blut abnehmen. Ein Bewegungsprofil wird nicht erstellt.

Das Projekt entstand, als sich der Sportler Plass ein Thema für seine Masterarbeit im Medienmanagement suchte, möglichst nah an seiner eigenen Lebenswelt. Also nahm er sich das vor, was ihm am meisten am Leistungssport nervte: das Adams-System.

Adams ist streng

Viele Sportler klagen über Adams. Die Judoka Aline Focken sagte im November auf einem Anti-Doping-Symposium im Justizministerium, dass deutsche Athleten im Ausland dafür ausgelacht würden, wie minutiös sie bei Adams ihre Aufenthaltsorte im Voraus angäben.

Wie viele Daten die Athleten eintragen müssen, hängt vom Testpool ab. Manche müssen fast lückenlos ihren Aufenthaltsort eintragen, ob es das Urlaubshotel ist oder die Wohnung der Freundin. Kontrolleure kommen morgens um 7 oder abends um 22 Uhr. Verpasst man innerhalb eines Jahres drei unangekündigte Kontrollen, gilt das als Doping. Der Druck auf die Sportler ist hoch.    

Denis Giffeler, der Geschäftspartner von Jonas Plass, sagt: "Europäische Athleten haben das Gefühl, dass mit zweierlei Maß gemessen wird." Adams ist nur ein mögliches System. Manche Anti-Doping-Agenturen benutzen ein ähnliches System, andere Länder wiederum haben gar kein Meldesystem, also auch keine unangekündigten Trainingskontrollen.