Ulrike Haage

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Ulrike Haage (2010)

Ulrike Haage (* 22. Dezember 1957 in Kassel) ist eine deutsche Pianistin, Klangkünstlerin, Komponistin und Hörspielautorin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulrike Haage verbrachte ihre Kindheit im Ruhrgebiet. Über die Jazzplattensammlung ihrer Eltern fand sie in jungen Jahren zur Musik. Klavier übte sie mit Aufnahmen von Bill Evans und Thelonious Monk. Später sang sie und spielte Gitarre in einer Garagenband.

Haage zog nach Hamburg und studierte dort Musik und Musiktherapie. Von 1985 bis 1989 war sie als Dozentin für Improvisation an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg tätig. Sie begann zu komponieren und trat als Pianistin bei der ersten deutschen Frauenbigband Reichlich weiblich auf. Bei der Arbeit an Peter Zadeks Andi lernte sie FM Einheit kennen. Alfred Harth gründete mit ihr die Gruppe Vladimir Estragon, in der Haage elektronische Klänge einsetzte. Später wurde aus dem Quartett das Trio Goto mit Phil Minton als Vokalakrobaten.

Von 1990 bis 1999 spielte sie in Katharina Francks Gruppe Rainbirds. Zwischen Tourneen und Plattenaufnahmen für die Rainbirds und die Theatermusikgruppe Stein arbeitete sie an den Schauspielhäusern Zürich (mit Uwe Eric Laufenberg), Düsseldorf (mit Kazuko Watanabe) und Berlin (u. a. an dem Musiktheaterstück Die Ballade von Narayama mit Kazuko Watanabe). 1999 begann eine Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Meret Becker. Ulrike Haage wurde die musikalische Leiterin des Konzertprogrammes Nachtmahr und spielte die CD Fragiles mit ein. Gemeinsam mit der Verlegerin Sylvia de Hollanda (Pociao's Books) gründete sie den Hörbuchverlag Sans Soleil.

2003 erhielt sie als erste Frau und bis dato jüngste Preisträgerin den Deutschen Jazzpreis (Albert Mangelsdorff Preis), der sie für ihr bisheriges Lebenswerk, ihre Arbeit an der Schnittstelle von Pop, Kunst und Avantgarde, auszeichnete. 2004 stellte Ulrike Haage ihre erste Solo-Instrumental-CD Sélavy fertig. Mit diesem Programm wurde sie 2005 und 2006 vom Goethe-Institut Moskau zu Solotourneen, Workshops und Vorlesungen durch die Wolgastädte und nach Sibirien eingeladen. 2006 erschien ihr zweites Solo-Album Weißes Land, 2008 schrieb sie die Musik zu einer Neufassung des Kinderliteraturklassikers Der Wind in den Weiden von Kenneth Grahame.

Neben zahlreichen Hörspielproduktionen und Filmmusikkompositionen erschien 2011 ihr drittes Soloalbum In:finitum und die Kinderoper Reineke Fuchs, welche im Schlosstheater Schwetzingen zur Uraufführung kam.

Der Kompositionszyklus For all my walking entstand 2012 während ihrer dreimonatigen Künstler-Residenz in der Villa Kamagowa, Kyōto, Japan. Im folgenden Jahr verbrachte Ulrike Haage als Artist in Residence des Leuphana Arts Program an der Leuphana Universität Lüneburg 12 Monate, um sich mit dem Thema öffentlicher Raum als Klangraum auseinanderzusetzen. Es entstand between sound and silence. Zwischen Klang und Stille, ein audio-visuelles Werk, welches am 14. September 2013 im Kloster Lüne aufgeführt wurde.

Im September 2015 erschien ihr viertes Solo-Album Maelstrom. Zudem kamen zwei weitere Hörspiele Lockbuch und Geld heraus. Ulrike Haage komponierte im selben Jahr die Filmmusik für Doris Dörries Film Grüße aus Fukushima und spielte sie auch ein. Der Film lief auf der Berlinale in der Sektion Panorama Special 2016 und hatte seinen Kinostart am 10. März 2016. Ein weiterer Film, der im Programm der Berlinale 2016 lief und Musik komponiert von Ulrike Haage trägt, ist Landstück von Volker Koepp. Nach Sélavy, In:finitum und Maelstrom erschien 2020 Ulrike Haages fünftes Soloalbum Himmelsbaum. Mit dem Drei-Stunden-Epos Berlin 1945. Tagebuch einer Großstadt setzte sie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Volker Heise fort. 2021 wurde Haage mit dem Deutscher Musikautor*innenpreis der GEMA ausgezeichnet und 2022 erhielt sie für ihr Hörspiel-Lebenswerk den Günter-Eich-Preis der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig.

Ulrike Haage lebt und arbeitet in Berlin.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sélavy (Solo-Album, 2004), Blue Pearls Music (Preis der deutschen Schallplattenkritik, mit Carlos Bica[1])
  • Weißes Land (Solo-Album, 2006), Blue Pearls Music
  • Le Pianoscope (2007) Klavierkompositionen für Film, Edition UBM/Universal Publishing Production Music GmbH
  • Edition Filmmusik – Komponiert in Deutschland #13: Ulrike Haage (2010), NORMAL Records
  • Zwiebelfische. Filmmusik (2010) DVD (Norddeutscher Filmpreis. Sonderpreis Musik, 2010)
  • Goldrausch. Filmmusik (2011), Blue Pearls Music
  • In:finitum (Solo-Album, 2011), Blue Pearls Music
  • Ana:mnesis (2011), Blue Pearls Music
  • Ema. Akte auf der Treppe. Dokumentarfilmmusik (2011)
  • Flügel und Katze. Musik für Kinder (2012)
  • Meret Oppenheim: Eine Surrealistin auf eigenen Wegen (2013) DVD (Dokumentarfilm Musikpreis, 2014)
  • For all my walking (2014), Sans Soleil, Blue Pearls Music
  • Das verschwundene M. Dokumentarfilmmusik (2014)
  • Erzählung des Gleichgewichts 4:W (2015) Blue Pearls Music (Indigo)
  • Maelstrom (Solo-Album, 2015), Blue Pearls Music
  • Grüße aus Fukushima. Filmmusik (2016), Blue Pearls Music
  • Night. (Etel Adnan, Ulrike Haage), Hörspielsoundtrack (2017), DLF Kultur, Blue Pearls Music
  • Stills (Haage Meyer Duo) (2018), Blue Pearls Music
  • A Funeral March for the First Cosmonaut (2019), Blue Pearls Music
  • Himmelsbaum (2020), Blue Pearls Music
  • Berlin 1945 Tagebuch einer Großstadt. Filmmusik (2020), Blue Pearls Music
  • Schockwellen. Filmmusik (2021), Blue Pearls Music
  • Life is a weaving. (Etel Adnan, Ulrike Haage), Hörspielsoundtrack (2021), DLF Kultur, Blue Pearls Music
  • Meine geniale Freundin (Die Neapolitanische Saga - Die Hörspiele, Band 1) Bayerischer Rundfunk, Blue Pearls Music
Reichlich Weiblich
  • Live in Moers (1987)
Vladimir Estragon (mit Alfred Harth, FM Einheit, Phil Minton)
  • Three Quarks for Muster Mark (1989)
Rainbirds
  • Two Faces (1991)
  • In a Different Light (1993)
  • The Mercury Years (1995)
  • Making Memory (1996)
  • Forever (1997)
  • 3000.live (1999)
Gruppe Stein (mit Katharina Franck und FM Einheit)
  • Steinzeit (1992)
  • König Zucker (1994)
Goto

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2010: Zwiebelfische, Buch & Regie: Christian Bau, Artur Dickhoff, Musik: Ulrike Haage (thede filmproduktion, D)
  • 2012: Goldrausch, Produzent: Thomas Kufus, Musik: Ulrike Haage (zero one film, SWR, NDR & MDR, D)
  • 2011: Ema. Akt auf Treppe, Buch & Regie: Corinna Belz, Musik: Ulrike Haage (zero one film, SWR & ARTE, D)
  • 2013: Meret Oppenheim: Eine Surrealistin auf eigenen Wegen, Regie: Daniela Schmidt-Langels, Musik: Ulrike Haage (Kobalt Productions, D)
  • 2014: Das verschwundene M, Buch & Regie: Maria Hemmleb, Musik: Ulrike Haage (thede filmproduktion, D)
  • 2015: Snapshot Mon Amour, Haiku-Kurzfilm von Christian Bau, Musik: Ulrike Haage (thede filmproduktion, D)
  • 2016: Grüße aus Fukushima, Regie: Doris Dörrie, Musik: Ulrike Haage (OLGA FILM, D)
  • 2016: Landstück, Regie: Volker Koepp, Musik: Ulrike Haage (Vineta Film & RBB, D)
  • 2018: Seestück, Buch: Barbara Frankenstein, Volker Koepp, Regie: Volker Koepp, Musik: Ulrike Haage (Vineta Film, RBB, D)
  • 2020: Berlin 1945 Tagebuch einer Großstadt, Buch Und Regie: Volker Heise, Musik: Ulrike Haage (Zero One, Arte TV, RBB)
  • 2021: Schockwellen, Buch und Regie: Volker Heise, Musik: Ulrike Haage (Zero One, rbb, SWR, BR, NDR, SR, WDR)
  • 2022: Rebellinnen, Buch und Regie: Pamela Meyer-Arndt, Musik: Ulrike Haage (Medea Film Factory, rbb)
  • 2022: Der Tote im Livestream. Buch und Regie: Christian Bau, Musik: Ulrike Haage (Die Thede Film)
  • 2023: Berlin 1933 Tagebuch einer Großstadt. Buch und Regie: Volker Heise, Musik: Ulrike Haage (Zero One, Arte TV, RBB)

Hörspielproduktionen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kollaborationen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ulrike Haage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. schallplattenkritik.de (Memento vom 23. Januar 2005 im Internet Archive)
  2. Hörspielpreis der Kriegsblinden – Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  3. Deutsche Akademie der Darstellenden Künste | Hörspiel des Monats/Jahres 1999. 14. Februar 2011, archiviert vom Original am 14. Februar 2011; abgerufen am 14. Mai 2022.
  4. DeutschlandRadio Berlin – Hörspiel und Feature – Die Wüste Lop Nor. Archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 15. März 2024.
  5. Deutsche Akademie der Darstellenden Künste | Hörspiel des Monats/Jahres 2000. 17. Mai 2019, archiviert vom Original am 17. Mai 2019; abgerufen am 14. Mai 2022.
  6. Deutsche Akademie der Darstellenden Künste | Hörspiel des Monats/Jahres 2001. 14. Februar 2011, archiviert vom Original am 14. Februar 2011; abgerufen am 14. Mai 2022.
  7. BR2 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  8. WDR3 (Memento vom 27. September 2009 im Internet Archive)
  9. Bayerischer Rundfunk Hörspiel/Dokumentation/Medienkunst: Ulrike Haage: Die Stille hinter den Worten. 23. Juli 2012, abgerufen am 2. Januar 2022.
  10. Der Wind in den Weiden Teil 1. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  11. Hörspiel – Alles aber anders. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  12. Bayerischer Rundfunk Hörspiel Pool: Ulrike Haage: alles, aber anders – 12 Miniaturen über Eva Hesse. 1. März 2013, abgerufen am 2. Januar 2022.
  13. Die Amnesie der Ozeane. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  14. Erzählung des Gleichgewichts 4:W. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  15. BR2 (Memento vom 31. Juli 2013 im Internet Archive)
  16. Die magische Pfeilspitze – Eine abenteuerliche Zeitreise. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  17. WDR Feature: Der Kreis ist rot – Oskar Schlemmer, Bauhausmeister: MP3 online hören – Feature im WDR-Radio zum Mitnehmen – Audio 238779031. 23. Juli 2019, archiviert vom Original am 23. Juli 2019; abgerufen am 14. Mai 2022.
  18. SWR Vokalensemble – The Moon Tapes. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  19. Bayerischer Rundfunk: Die Neapolitanische Saga – Hörspiel nach Elena Ferrantes Bestseller. Abgerufen am 11. August 2022.